
Küsse unterm Donnerbesen (Mistelzweig) – 1 Kurzporträt der Mistel
Inhalt:
1. Informationen und Tipps zusammengestellt von Michael Strobl, dem Kollegen mit dem „grünen Daumen“
Wer in der Kindheit aufmerksam seine „Asterix“-Bände gelesen hat, weiß, dass die Druiden, die Zauberpriester der Kelten, einst mit vergoldeten Sicheln eine ganz besondere Pflanze von den Bäumen holten, wobei das als heilig geltende Kraut nicht den Erdboden berühren durfte, und deshalb beim feierlichen Schnitt entweder mit Tüchern oder bloßer Hand aufgefangen wurde.
Man braute daraus Heiltränke, die gegen vieles helfen und außerdem Unbesiegbarkeit verleihen sollten. Die Rede ist von der Europäischen Mistel (Viscum album) und dieses seltsame Szenario ist keineswegs der regen Phantasie von Comiczeichnern entsprungen.
Der römische Historiker Plinius erwähnt das Sammelritual rund um die Mistel, sowie die große Bedeutung, die sie für die Kelten hatte, ausführlich in seinem Werk „Naturalis Historia“.
2. Viele Namen für die Mistel
Druidenfuss, Wintergrün, Donnerbesen, heiliges Kreuzholz, Mistelzweig, Mistelbusch und Hexennest sind nur einige der Bezeichnungen, die unsere Vorfahren dem unheimlich anmutenden Gewächs gegeben haben, das in kugeliger Form hoch oben in den Bäumen der Winterkälte trotzt, ohne dabei Farbe oder Blätter zu verlieren und dabei auch noch zu fruchten. Man merkt, dass ihnen das Erscheinungsbild der Pflanze gar nicht geheuer war.
Botanisch betrachtet haben wir es mit einem Halbschmarotzer aus der Familie der Sandelholzgewächse zu tun, der passiv in Jungholz eindringt. Die lichtscheuen Keimblattstämme wachsen zum dunklen Ast hin, sie entwickeln besondere Haftscheiben und Saugorgane, die mit Hilfe von Enzymen an ihren Enden die oberste Rinde auflösen. Sobald sie die Kambiumschicht zwischen Borke und Holz erreichen, kommt es in der Umgebung zu vermehrter Zellteilung, die Senkwurzeln werden vom Baumgewebe umwallt und gelangen so in den Kreislauf ihres Opfers.
Mistelzweige besitzen die Fähigkeit der eigenen Photosynthese, sie entziehen dem Wirtsbaum jedoch Wasser und Mineralien. Ihre Verbreitung erfolgt durch Vögel, die die weißen klebrigen Scheinbeeren, in denen im morphologischen Sinne kein Samen, sondern bereits ein kleiner Pflanzenembryo sitzt, teils mit dem Schnabel abstreifen, teils nach dem Verzehr ausscheiden.
Die Überreste mit dem lebensfähigen Keimling bleiben an jungen Ästen haften, nach etwa drei bis vier Monaten beginnen sie sich ohne Erde zu entwickeln und nach etwa fünf Jahren das erste Mal zu blühen, womit ein neuer Vermehrungszyklus in Gang gesetzt wird.
3. Heilende Kräfte
In der Pflanzenheilkunde wird das getrocknete Kraut, das den Blutdruck reguliert, gegen Schwindel und Krämpfe wirkt, sowie herzstärkende und blutstillende Wirkung hat, immer als Kaltaufguss angesetzt und eingenommen – dafür einen Teelöffel Mistelblätter in etwa einem halben Liter kaltem Wasser ansetzen, über Nacht stehen lassen, am nächsten Morgen abseihen und über den Tag verteilt schluckweise trinken.
Wegen der immergrünen, runden Erscheinung galt der Mistelzweig in unseren Breiten als Sonnensymbol und wurde im Volksbrauchtum als magisches Schutzmittel während der strengen Rauhnächte (21.12.– 6.1.) unter das Hausdach, über den Türrahmen oder in die Zimmermitte platziert, um die dunkle Macht der Wintergeister zu bannen. Man kann ihn sozusagen als Vorläufer des Weihnachtsbaumes betrachten.
Der angelsächsische Kulturkreis hingegen verfeinerte diesen Abwehrzauber noch ein wenig in Richtung Romantik. Das Verweilen unter der Pflanze befreite die Engländer kurzfristig von allen gesellschaftlichen Konventionen.
Demnach durften (und dürfen wohl heute noch) Küsse unter den aufgehängten Mistelzweig ohne Vorwarnung und auch ungestraft(!) erfolgen. Sogar dauerhafte Beziehungen sollen schon unter dem „Donnerbesen“ ihren Anfang genommen haben …
Wenn man mich nach den interessantesten Arten unter den heimischen Pflanzen fragt – die Mistel steht ganz oben auf meiner Liste. Schöne Winterszeit!
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